Texte zum  Kirchenjahr


Weihnachtsgedanken

Die  Weihnachts-Sicht

Es gibt sie

die 'Vom-Himmel-hoch'-Sicht

des Engels aus weiter Ferne

auf die im All verlorene Welt

die Sicht des Engels 
von fern 
auf den Menschen

den umher irrenden

den Herberge suchenden

es gibt ihn

den 'Vom Himmel-hoch-Blick

aufgefangen in den Augen derer

die den Weihnachts-Engel 
wahrgenommen

  
Besinnliches zum Advent und Weihnachten

Text: Annemarie Schnitt - Foto Corinna Schnitt

                   Wer kennt sie nicht                      Who does not know

                  die Weihnachtstöne                      the sounds of Christmas
                  die vertrauten                              the familiar ones
                  am Rande des Jahres                    at the end of the year

                  einzuatmen den Himmel               to inhale Heaven
                  mitten im Weltgeschehen             amidst the affairs of the world
                  aufzuladen mit Wärme                  to charge with warmth 
                  die Kälte des Lebens                    the coldness of life

                  fortzutragen den Traum               and carry on the dream

                  der Heiligen Nacht                       of Holy Night 

                                                                                           Herbert Windolf


In den Weihnachtstagen blieb die kleine Kapelle mitten in der Stadt rund um die Uhr geöffnet. Das Kunstwerk eines wandfüllenden Weihnachtsbildes lockte viele Besucher an. Staunend standen sie vor dem gedämpft beleuchteten, bis zur Decke reichenden Gemälde mit einer bizarren Landschaft.

Du findest kein Gestühl in dieser Kapelle. Alles ist fortgräumt, um den Blick frei zu geben auf dle ungewöhnliche Wand. Ein großer warmer Teppich liegt ausgebreitet. Du siehst Kinder, die sich darauf niederlassen und gebannt ins Bildgeschehen schauen. Menschen gehen ein und aus. Einige kommen immer wieder, angezogen von der magischen Atmosphäre des Raums.
                                        
Hoch oben erkennst du die Stadt Jerusalem mit dem prächtigen Schloss des Herodes in der Mitte. Emsiges Treiben vor den goldenen Toren: Reiter, die ihre Pferde besteigen mit dem uftrag der Suche nach einem neugeborenen Kind!

Unterhalb der Stadt dunkle Abhänge mit verschlungenen Wegen bergab, gesäumt von kleinen Ansiedlungen und bewohnten Höhlen. Letzte Wanderer unterwegs zu ihren Hütten vor der einbrechenden Nacht. Gespenstige Bilder zwischen den Felsnischen: Menschen im Halbdunkel undurchsichtigen Tuns. Weiter unten im fahlen Licht einer Laterne in einem Hohlraum eine Männerrunde an einem Steintisch vor wuchtigen Weinkrügen.
Am Fuß des Bildes ein vorgestrecktes, niedrig umsäumtes Gehege aus Steinen, Sand- und Grasmatten. Im Hintergrund, versteckt unter einem Bergvorsprung, die von Josefs Lampe erleuchtete kleine Grotte mit Maria und dem Kind in der Krippe. Ein vertrautes Bild, doch hier neu und aufregend.
Schwarz die Steilwand zwischen Jerusalem und dem Ort der Geburt. Rechts auf dem Freifeld hinter dem Zaun eine große Schafherde im Pferch. Es ist Nacht. Nichts rührt sich mehr. Auch die Tiere sind zur Ruhe gekommen. Einige Hirten liegen schlafend im Gras. Andere sitzen auf Steinen, gestützt auf ihre Hirtenstäbe.
Nur ein einziger Hirte steht in angespannter Haltung, legt seine Hand vor die Augen und starrt wie gebannt in die Richtung der Felswand. Über Josefs und Marias Herberge erkennt er ein ungewohnt helles Licht, wie eine Lichtgestalt, die ihn zu verwirren scheint.
Spannung liegt in der Luft. Wann wird er sich umdrehen und die abendliche Ruhe zerreißen mit einem Schrei des Erschreckens oder der Freude? Am linken Abhang tauchen die drei Könige aus dem Morgenland auf, prächtig gekleidet.
Männer, die das Ungewöhnliche vorantreibt, bevor die Hirten es fassen können. Menschen der weisen Vorausschau, die nicht zögern, einem Geheimnis auf die Spur zu kommen.
Auf einem niedrigen Tisch in der Kapelle liegen Zettel und Schreibstifte für die Besucher, Eindrücke festzuhalten. In Abständen stimmt jemand ein „Kyrie“ an, das aufblüht zu vollem Gesang. Dann ist wieder Staunen und Schweigen im Raum.
Als der Küster am Weihnachtsmorgen neue Kerzen zum Altar bringen will, bleibt er verblüfft in der Tür stehen: Wie schlafende Hirten, hineingewachsen in das Kunstwerk an der Wand, liegen eingeschlafene Menschen auf dem Teppich vor dem Gemälde.
Er zögert nicht lange, er kehrt um und kommt zurück mit Tee und Brot und weckt die seltsame Gemeinde. Da sitzen sie in der Runde, stärken sich an frischem Brot und heißem Getränk und feiern miteinander das Mirakel von Weihnachten.
Nach dem Aufbruch bleibt ein letztes beschriebenes Blatt zurück: Danke, nach dieser Nacht ist die Welt neu und anders als gestern!

christuskirche

A. Schnitt


Advent

Die Kette dieser Tage
Kerze um Kerze zum Fest
knüpf dich an das kleine
Feuer der Freude
dass die Gedanken heller werden
und die Schritte sicherer
im vibrierenden Licht
neuer Hoffnung


Gott träumen
in dieser Welt
ihn wahrnehmen
im Wunder neuer Geburt
einen Funken auffangen
zu zünden ein Feuer
ein ausgebrannten Herzen



Die Weisen

sie erkennen ein Zeichen
sie erzählen vom Stern
sie ziehn durch die Zeiten
und sie suchen ein Ziel
und sie finden das Kind
und sie denken Gott
wo immer sie sind



Weihnachten

das Wagnis
ein Stück Himmel
zu erden
dort
wo du stehst



Weihnachten

Partei ergreifen für Gott
aufstehen für den Menschen

heilig der Tag die Nacht
wo Gott wahr wird im Menschen



Ein Lied singen

das den Tag zum Blühen bringt
ein Lied
das die Nacht erhellt
Töne die ein Echo finden
über Raum und Zeit
einstimmen
in den Chor des Shalom:
Ehre sei Gott auf der Erde 



Weihnachtswunsch

wach zu werden wie die Weisen
hellhörig wie die Hirten
bewegt wie Josef
wissend wie Maria
Gefährten zu finden mit Flügeln



Der Stern heute
ein zündender Gedanke
Licht zu entdecken im Dunkel



Das Wunder heute

ein neuer Flügelschlag
geschenkte Kraft
fortzutragen
die gute Nachricht der Nacht


huegel blau

                                                                                                                                        Berni Patten  Köln


Weihnachtliche Spiele

                     für verschiedene Altersgruppen von Annemarie Schnitt                                                                                        

  

Neujahr

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                                                                                   Anke Röhr

Zeit ist Gnade
(Radiosendung von Jan von Lingen zu Neujahr 2008 im NDR1)

Ein Neujahrspsalm für 2 Sprecher/innen
(Gedicht: Annemarie Schnitt/ Zwischentexte: Jan von Lingen

Auf dem Weg nach vorn hörst Du nie auf zu träumen.
Auf dem Weg nach vorn gibt es kein Zurück ins Gestern.
Auf dem Weg nach vorn gibt es nur ein Weiter.
Vielleicht an Strände närrischer Vernunft?
Vielleicht an Ufer vergessener Weisheit?

Auf dem Weg nach vorn hörst Du nie auf zu träumen.
Ach, Träume habe ich viele! Kleine und große Träume.
Gesundheit, ein bisschen mehr zu mir selbst finden,
Menschen, die es gut mit mir meinen, nicht ganz so viel Hektik.
Aber diese Träume kenne ich schon aus dem letzten Jahr –
erfüllt haben sie sich leider eher selten

Auf dem Weg nach vorn hörst Du nie auf zu träumen.
Auf dem Weg nach vorn gibt es kein Zurück ins Gestern.
Das sagst Du so leicht: Es gibt kein Zurück!
Dabei stecke ich noch mittendrin im "Gestern".
So viel ist liegen geblieben.
Ein Streit ist noch immer nicht beigelegt.
Manche Gelegenheit habe ich verpasst und ich trauere ihr noch hinterher.
Was wäre gewesen, wenn ... wer weiß?
Aber Du hast ja recht.
Man müsste das alte Jahr abstreifen können wie nasse Kleider.
Das wär's!

Auf dem Weg nach vorn hörst Du nie auf zu träumen.
Auf dem Weg nach vorn gibt es kein Zurück ins Gestern.
Auf dem Weg nach vorn gibt es nur ein Weiter.
Weiter? Aber wohin?Dass ich das alte Jahr verlängere ins neue Jahr?
Dass ich nur wieder 12 Monate älter werde?
Wohin geht es weiter? Das wüsste ich schon gerne.
Und ich wünschte, ich könnte das Ziel mehr bestimmen.

Auf dem Weg nach vorn hörst Du nie auf zu träumen.
Auf dem Weg nach vorn gibt es kein Zurück ins Gestern.
Auf dem Weg nach vorn gibt es nur ein Weiter.
Vielleicht an Strände närrischer Vernunft?
Ach, dieser "Strand närrischer Vernunft" wäre schon ein lohnendes Ziel.
Heißt es nicht: Gott liebt die Kinder und die Narren?
Ich möchte mich überraschen lassen
und staunen wie ein Kind auf einer Sommerwiese.
Ich möchte mein Leben leichter nehmen -
wie die Narren.
Sie sagen selbst dem König die Wahrheit
und können lachen - auch über sich selbst.

Auf dem Weg nach vorn hörst Du nie auf zu träumen.
Auf dem Weg nach vorn gibt es kein Zurück ins Gestern.
Auf dem Weg nach vorn gibt es nur ein Weiter.

Vielleicht an Strände närrischer Vernunft?
Vielleicht an Ufer vergessener Weisheit?
An Ufer vergessener Weisheit: Das wär's!
Und du stehst plötzlich da und begreifst:
Ich gehöre hierhin ! Ich lebe! Ich atme!
Jede neue Sekunde ist mir geschenkt.
Und das neue Jahr ist ein wunderbares Land,
das vor mir liegt.
Alles ist Gnade.
Und ich möchte aufstehen und vorangehen
mit offenen Armen und einem weiten Herzen.

Auf dem Weg nach vorn hörst Du nie auf zu träumen.
Auf dem Weg nach vorn gibt es kein Zurück ins Gestern
Auf dem Weg nach vorn gibt es nur ein Weiter.
Vielleicht an Strände närrischer Vernunft?
Vielleicht an Ufer vergessener Weisheit?

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Ein Fürbitten-Gebet:

Gott, der Du wahrgeworden bist in Jesus Christus, wisch und den Staub aus den Augen, daß wir Dich erkennen. Gib uns die Kraft, in deiner Nachfolge zu stehen, auch wenn wir vor der Welt wie Narren wirken. Wir bitten Dich um Frieden für die Welt, um den Frieden, der höher ist als alle Vernunft-  Kyrie......

Wir bitten Dich für alle Menschen, die aus dem Gleis geworfen sind. Für die vielen, die im Exil ihre Tage verbringen, auf eine friedliche Zukunft hoffend. Schenk ihnen ein Zuhause, das alle Behausungen überdauert.
Kyrie.......

Gott, wir bitten Dich um die Kraft, Menschennot zu lindern in persönlicher und gemeinsamer Anstrengung. Unsere Gedanken sind bei den Verzweifelten, Bedrängten, Hungernden und Trauernden in aller Welt , bei den leidgeprüften Menschen in unserer Nähe. Zünde Du neue Hoffnung in ihren Herzen.  
Kyrie....

Hilf uns, die Güter dieser Welt gerechter zu verteilen, sorgsamer zu werden im Umgang mit der Natur und mit allen Mitgeschöpfen um uns herum. 
Kyrie...

Got schenke uns, daß wir uns wie Geschwister erfahren in einer nie endenden Lichterkette, daß uns das Licht der Hoffnung  nicht  ausgeht auf unserm Weg in die Zukunft. 

Kyrie....



Mein Glaubensbekenntnis


Ich glaube an Gott
als  den Ursprung allen Seins
an seine schöpferische Kraft
im Himmel und auf Erden
an seinen heilenden Atem
in aller Welt und in meinem Leben.

Ich glaube an Jesus 
in dem Gott wahr wurde
so wie er im Menschen
wahr werden möchte
an Jesus ein Mensch 
wie du  und ich
  der es wagte  

Mensch zu sein  kte in unser Gedächtnis 
dass er gegenwärtig bleibe für allezeit.

Ich glaube an den Heiligen Geist
als  einen  Geist      der uns freimacht

der uns Gemeinschaft erfahren lässt,
der uns trägt und treibt zum Guten,
der uns bestürmt und erfüllt
mit neuem Leben.
A.S.

                         Trostgebet

                                Ich glaube

                                 an eine Bleibe
                                 hinter dem Horizont
                                 wohin kein Weh mich verfolgt
                                 wo keine Sorge mich lähmt
                                 wo keine Trauer mich drückt
                                  ich glaube  an eine Bleibe 
                                  unter einem anderen Himmel
                                  befreit von Erdenschwere.

                                                                   
auferstanden aus Asche
                                  ich glaube an Siege über den Tod
                                  ich glaube solange ich glauben kann         
                                  an etwas ganz Neues                  
                                  das noch kein Auge gesehen  
                                   kein  Ohr gehört
                                   keine Stimme  besungen hat
.                                             ich glaube über das Leben hinaus
                                               ans Leben

 

Gedanken zur Karwoche

Mit dem Palmsonntag gehen Christen auf die Karwoche zu mit dem krönenden Osterfest zum Abschluss. Eine über 2000 Jahre lange Gedenk- und Feiertradition, die Menschen immer wieder neu anhalten lässt!

Es geht um Jesus, den  Juden, den Thora-Anhänger, den Revolutionär. Wanderprediger – den Weisen -, der durchs Land zog und Menschen aufrief zum aufmerksameren Leben, zum Krafttanken im Vertrauen auf Gott. 

Jesus, der aufrechte Mensch, der Mahner und Weiterdenker. Er blieb unverstanden in seiner Welt, man machte ihm, dem „Anstößigen“, einen zweifelhaften Prozess und kreuzigten ihn.

Und die ihn verstanden, standen weinend unter dem Kreuz und an seinem Grab.

Sie ließen nicht ab, trugen die Botschaft Jesu weiter in die Welt hinein, seine Gedanken , seine  Weisungen, Menschen wachzurufen, das Leben mit seinen Augen neu zu sehen.

So feiern wir Osterm  seine Auferstehung alle Jahre wieder, sein
Ncht-tot-Sein, sein Uns-Nahesein als Anstoß zum gelingenden Leben.

 


Das 5. Golgatha-Evangelium:

Es wurde dunkel über der Welt     und 

Jesus rief sterbend in die Nacht hinein:
Mein Gott, warum lässt Du mich allein?
Ich wollte bauen an Deinem Reich 
lass  es  Menschen gelingen 
über meinen Tod hinaus
 .
zu errichten Dein Haus …


O s t e r n 

GetInline


Mein Osterlied

 wächst aus der Trauer
stößt auf die Seite
den Stein
rüttelt mit hellen Tönen
an den Ketten
der Nacht


mein Osterlied
löst sich aus Klage
 
  tönt gegen tödliches Tunhütet mit heller Stimme
den Auferstehungston



Eine kleine angedachte Osterpredigt  2014


Da stehst du neben Maria Magdalena in der Morgenfrühe am Grab und spürst: Hier tut sich nichts, hier ist Leere! Das Grab  ist nicht der Ort des Gesuchten. Das Grab, diese ewige Ruhestätte ist leer! Blitzgeschwind wird dir klar: Hier ist Jesus nicht zu finden ! Er ist nicht tot,  nein, er lebt weiter in uns und  unter uns und mit uns. Er hält uns lebendig über den Tod hinaus. Er will nicht als ein Toter betrauert werden. Er geht den Weg voran  nach Galiläa und weiter und weiter bis an das Ende der Welt. Und wann immer Du ihm begegnest, sagt er: Fürchte Dich nicht, geh aufmerksam durch das Leben an jedem Tag neu als Auferstandene,  als Auferstandener. 

 

Ostergebet:

Schenke uns, Gott,

ein Stück Auferstehung
aus Jesu Auferstehung
dass unser Leben jeden Tag
neu beginnen kann

hinter fortgewälztem Gestein

 schenk uns die Erfahrung

der Frauen am Grab

dass die Begegnung  mit Dir
Auferstehung meint

 

 

 

Der Palmsonntag                                               Ostern

hinter dem Sonnenaufgang
                                 Das Mutmache-Fest
dieser Tag der großen Hoffnung
                        
die Auferstehung
dieser Tag der Palmwedel
                          der Neuanfang      
im Freudentaumel zu begehen
                    
das Wachwerden
den Tag im Blick auf ein Neues                   zum Aufbruch
den Tag der Traumerfüllung                       in den neuen Tag
vom  Reich des Friedens
                             
mit neuen Gedanken
dieser Traum erloschen                              
zu neuen Zielen
im Sonnenuntergang                                  Ostern
und wieder neu gezündet                            dein mutiges Öffnen
im Ostergeschehen                                   einer Tür zum Leben



Ein festgehaltenes Pfingstfest! (2006)

Liebe Freunde in Gladbeck:

Die Pfingst-Einladung zur Nacht  der offenen Kirchen in die  altvertraute Gemeinde hatte etwas Reizvolles für mich. So habe ich mir eine Zusage nicht lange überlegen müssen, in der Hoffnung, fit zu bleiben für  dieses Unternehmen!
Über all die Jahre hinweg gab es eine gute  Kommunikation mit  Freunden aus den hiesigen Gemeindekreisen. Unvergessen bleiben mir die Gespräche in der ökumenischen Runde, die verbindenden Aktivitäten in der „Eine-Welt“-Arbeit, die adventlichen Meditationsabende in der Christuskirche, der „Spinn“kreis  beim Superintendenten und die  Gesprächsrunden und kreativen Auseinandersetzungen auch bei uns  in der Dorfheide, unserm geliebten Domizil auf Zeit!
"Kommunikation" - ein Stichwort für Pfingsten! Sprachfähig zu werden, das hat etwas mit Pfingsten zu tun. Pfingsten holt uns heraus  aus  der Sprachlosigkeit, aus der Sprachverwirrung von Babel. Pfingsten schenkt uns die Sprache des Verstehens über alle Grenzen und Unterschiede hinaus!

Da, wo Verstehen gelingt im Dialog, emotional und  „geist“beschwingt, wo wir angefeuert werden zum versöhnlichen Tun und Miteinander, da erleben wir Pfingsten.
Bei mir fließt nach wie vor viel Nachdenken in Gedichte ein. So stelle ich einige zu diesem Thema einfach mal in den Raum:

Pfingsten

 unser Glaube
aufbewahrt
wie kostbarer Wein
in Klosterkellern
des Lebens
zu Pfingsten
Freiheit schenken
dem Geist des Weins
das Leben zu füllen
mit  neuem Atem


Wir feiern ein Fest:

 wir feiern das Leben
wir feiern den Geist Gottes
gegen Sprachlosigkeit
gegen Atemlosigkeit
gegen Hilflosigkeit
wir feiern den Geist Gottes
als Durchbruch zum Leben

 
Gott suchen

in vielen Sprachen
und Formen
Gott entdecken
in Gesang und Gebet
Gott verwirklichen
heute am Tag

 

Wenn sich Pfingsten

einmischt
in unsern Tag
stirbt unter Stürmen
die Sprache der Feindschaft
wächst unter Wolken
vergessene Saat
fällt wie ein Feuer
Verstehen ins Herz

Es gibt den weiten schwierigen Menschenweg von Babel bis zum Pfingstfest, die große Zerstreuung und ein Wiederfinden in allen Sprachen.
Vor Jahren las ich das Gedicht von Nelly Sachs: Der Turm zu Babel und schrieb es damals spontan in Umkehrung:


(Lasst nicht locker! Ihr müsst den Turm bauen,)

immer größer, immer höher, immer schöner..
seid ihr die Herren der Welt - oder nicht?.....")

Neu gefasst ( ein Versuch):

Lasst nicht locker

baut den Turm ab
den Turm zu Babel
Stein um Stein
immer mutiger
seid Diener der Erde
horcht hinein
in die Geheimnisse der Natur
haltet die Erde im Gleichgewicht
und spielt nicht mit ihr
nach euerm Belieben
eure Angst wird vergehen
lasst nicht locker
übertrefft euch nicht
in der Eroberung
des Universums
mit allen Mitteln
übertrefft euch selbst
in der Achtsamkeit für die Welt
des Menschen Lebensraum
ist nicht das Universum

lasst nicht locker
ihr müsst den Turm abbauen
koste es was es wolle
versöhnt euch untereinander
setzt den friedlichen Dialog fort
gegen alle Kriege
lasst nicht locker
ihr müsst den Turm abbauen
zeigt euch solidarisch mit
allen Lebewesen auf der Erde
begreift euch als Diener
und nicht als Herren der Welt


Ein unvergessener  Abend im Bonhoefferhaus mit Annemarie Schimmel:

Stunden im Handschlag
unterschiedlicher Kulturen 


ein Mal nur klarer schauen

mit geschlossenen Augen

Zerreißproben auszuhalten

Versöhnungszeichen
 zu erkennen


unter bleiernem Himmel
 aufzufangen  

zerbrechliche  Blüten der Hoffnung


(Der Künstler Gaugin sagt):
Ich schließe meine Augen, um zu sehen!)


Pfingsten ermuntert uns, die Augen
zu schließen zu neuem Hören und Sehen!

(Kennen Sie die kleine Anekdote aus Tirol, wo in einem Gottesdienst verabredet wurde, dass der Messner beim Pfingstlied eine Taube durch ein kleines Seitenfenster durch den Kirchenraum fliegen lassen sollte? So
wiederholte die Gemeinde in Erwartung des Ereignisses zigmal den gleichen Choralvers: Komm heiliger Geist,
 bis das Fenster sich öffnete und ein bärtiges Gesicht rief:
Net weiter singen! Es gibt sie net mehr! Sie wurde von der Katz gefressen!
Ja, diese Geschichte erinnert uns daran,
wie viele Friedenstauben bei all unsern Bemühungen immer wieder von der Katz gefressen werden)


Wie sieht  Kirche heute  aus? Eine Anfrage.

Kirche hat viele Gesichter.  Was erwartet der heutige Mensch von der Kirche, was sucht er? Sehen die Erwartungen anders aus als früher? 

Für mich war Kirche ein Stück Elternhaus, in dem ich aufwuchs, erste Eindrücke in mich aufnahm und eine  geistige Heimat fand. Später gewann ich Abstand, suchte auf eigenen Füßen die Welt zu erobern, löste mich aus früher Geborgenheit. 

Doch etwas blieb und überlebte.  Denn wohin mit allen Fragen, die das Leben mit sich bringt?  Auf dem ersten großen Kirchentag 1949  erlebte ich neu, was Kirche bedeuten kann. Sie gab mir Anstoß, zeigte mir die Chance, Antworten zu bekommen, Religion zu reflektieren als "Gewissen" der Welt.  Das galt es abzuklopfen, Eine Denkrichtung zu finden,  die  Zukunft  erschließt.

Es gibt unterschiedliche Ansätze in den Gemeinden an verschiedenen Orten. quer durchs Land: 

Die seelsorgerlich missionarische Kirche neben der Dialog- und Mitmachkirche, die Betreuungs- auch Abfertigungskirche, in der über Amtshandlungen hinaus wenig passiert, die politische Kirche mit Mahnwachen, Ostermärschen und Pro-Asyl-Einsätzen. Wache dialogische Auseinandersetzungen über die brennenden Fragen des Lebens und des Zeitgeschehens, gute Gemeinschaftserfahrung und regelmäßige Bibelarbeit hielten mein Interesse am kirchlichen Leben wach  mit den Höhepunkten  Gottesdienst und Predigt. 

Wie sieht  Kirche heute aus? Das Leben ist bunter, lauter und vielfältiger geworden, hat einen anderen Rhythmus bekommen Die Kirche  hat ihre zentrale Rolle in der Gesellschaft verloren, doch ihre zentralen Antworten sind geblieben hinter den Fragen der Zeit. Sie neu auszuloten ist die Herausforderung der Kirche der Zukunft. 

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Erlebnis: Kirchentage /Festgehaltene Punkte

Kirchentag 2009 in Bremen

Ein Streifzug durch das Jahr
Bilder, Lieder und Texte für 12 Monat

Dieter Kindler-Band
Der Künstler Micha Kloth
Der Radiopastor und Liedermacher Jan von Lingen
Die Lyrikerin Annemare Schnitt - Frauenstimme für Lesung des Mariatextes: Stephanie von Lingen

Musik: Dieter Kindler-Band - Andante Con Brio
Jan von Lingen: Begrüßung und Auftaktinterview mit  Micha Kloth und Annemarie Schnitt

Herzlich Willkommen! Es ist Zeit, dass wir beginnen mit unserem „Streifzug durch das Jahr“.

Ja, geht das denn? In 90 Minuten ein ganzes Jahr zu durchstreifen? Wir wollen es versuchen und sie mit auf den Streifzug nehmen. Lieder und Texte werden uns den Weg weisen – und auch 12 Bilder. Sie stammen von Micha Kloth, Künstler aus Lamspringe. Wie es zu diesen zwölf Bildern im Jahreskreis kam, das fragen wir ihn am besten selbst--- herzlich willkommen, 

  Micha Kloth!


Micha Kloth, Sie haben einen Zyklus mit zwölf Bildern im Jahreskreis gemalt und ihn ihrer  evangelischen Heimatkirche in Lamspringe geschenkt. Das ist schon eine ungewöhnliche Geste. Wie kam es dazu?

Zu sehen sind Ihre Bilder auf der Emporenbrüstung. Sie sind nach Monaten geordnet. Was genau nehmen Sie für Motive auf? Was zeigen die Bilder? Ihre Arbeiten sind international bekannt. Als Gastdozent lehrten Sie unter anderem in Spanien und in der Türkei. Erstmals nun Bilder für eine Kirche. Wenn Sie selbst Ihren künstlerischen Stil charakterisieren würde, mit welchen Worten würden Sie das tun? Woran man einen echten Kloth?
Vielen Dank! 
Durch diesen Streifzug führen uns nicht nur zwölf Bilder von Micha Kloth, sondern auch lyrische Texte von Annemarie Schnitt.

 Frau Schnitt, Sie sind Lyrikerin, schreiben und veröffentlichen seit mehr als 25 Jahren Ihre Text. Wie kamen Sie zum Schreiben? ......
Sie wurden 1925 geboren in Tungkun/Süd-China, dort hat ihr Vater als Missionar ein Lepra-Asyl leitete, sie waren dann sehr lange von Ihren Eltern getrennt. Hat das Ihre Kindheit geprägt?.......
Sie sind nun über 80, aber Laptop und Internet und jetzt stehen Sie hier auf der Bühne und eine Band spielt einige Ihrer Texte. Hält Schreiben jung?........
Sie haben einmal ein Text geschrieben, der heißt „Flaschenpost“. Haben Sie ihn in Gedächtnis?

"Wer weiß vielleicht verbirgt sich in einer Flasche ein Engel für dich. Befreist Du ihn wirst du wohnen wie unter Flügeln."

Und genau das wollen wir jetzt den Engel befreien, der sich in Bildern in lyrischen Texten und in der Musik verbirgt. So wie in dem ersten lyrischen Text von Annermarie Schnitt, den ich vertont habe. Musikalisch begleitet der Dieter Kindler-Band unter der Leitung von Dieter Kindler, den wir auch noch heute Abend oft hören werden.

LIED: Streifzug durch ein Jahr  / Jan von Lingen  / Text Annemarie Schnitt 

1. Im Januar dein Säckel schnüren
für den Aufbruch ins Jahr

 Im Februar lass uns gleiten
Kühn übers weite Eis

Und im März den Boten trauen
Wie sie streben ins

REFR: wie es so oft schon war,  wie es so oft schon war, wie es so oft schon war
In jenem Streifzug durchs Jahr.                              im  Streifzug durchs Jahr

2. Im April will ich Ostern ahnen
und wagen, aufzustehen

Im Mai will ich versinken
ins goldgelbe Feld

Im Juni den Sommer feiern
Wie einen Geburtstag Jahr ums Ja                       

REFR: wie es so oft schon war,  wie es so oft schon war , wie es so oft schon war                                                   In jenem Streifzug durchs Jahr.                              im  Streifzug durchs Jahr

3. Im Juli will ich schwimmen
zum neuen Horizont.

Im August das Glück entdecken
im leuchtenden Mohn

Im September die Hände öffnen für
die Frucht, die vom Himmel fällt...                       

REFR: wie es so oft schon war,  wie es so oft schon war , wie es so oft schon war                                                       In jenem Streifzug durchs Jahr.                              im  Streifzug durchs Jahr

4. Im Oktober mit Drachen steigen
zum Tanz über der Welt. 

Im November lass uns tasten
durchs dichte Nebelzelt

Im Dezember dann erwachen
für die Weihnachtswunderzeit....  

REFR: wie es so oft schon war,  wie es so oft schon war , wie es so oft schon war                                                      In jenem Streifzug durchs Jahr.                              im  Streifzug durchs Jahr


Texte:

Unser Weg in die Zukunft                      Noch lebe ich

 Fußmarsch am Grat                                im Umkreis dieser Welt
Meter um Meter durch Nebel                   bin unterwegs 
wir schlagen ein Zelt au                          zwischen Tag un Nacht
und hauchen Leben                                 begleitet von Gestirnen
warm gegen den Wind                             getrieben von Stürmen                             
bedenken die Stätten                              bewegt von Gedanken
die längst schon begangen sind                gehalten vom Horizont
weit zurück bis zur Hütte                        noch lebe ich
zum Kind                                                bin unterwegs auf der Route
und wagen neu                                       auf der Gratwanderung
gegen die Kälte zu gehen                        gradaus ins Endgültige


Gott                                                       Unter dem einen Himmel

Du bist Licht                                           weiß ich dich geweckt vom Licht
Du brichst durch Wolken                          gestreichelt vom Wind
und Dunkelheit                                        umarmt von der Sonne
Du erhellst den Horizont                          begleitet von Wolken   
der Gedanken                                         umlächelt vom Mond
Du weitest den Blick                                getröstet von Sternen
auf die Dinge des Lebens                         bedrängt von Stürmen                                                 
Du löst aus Lähmung                               gehalten vom Horizont                                 
Du holst heraus                                      unter dem einen Hprizont
aus der Sprachlosigkeit                           weß ich dich aufgefangen
Du zündest das Gebet
auf den Lippen
eins zu werden mit Dir

 

Schöner Moment    Jan von Lingen    

Vor ein paar Momenten war ich noch ein Kind,
die Hand beim Vater, die Nase im Wind,
mit Schaufel und Eimer die Füße im Sand,
wellenumspült am Nordseestrand
Einmal geschlafen und aufgewacht,
ein paar Mal geweint und ganz viel gelacht –

Das ist Zeit die mir bleibt

REFR: Schöner Moment, Herz erkennt,
1.Tag unterbricht, Welt wird licht.
Erde klingt, Stille            singt,
das Himmelszelt öffnet sich der Welt….
Wir fahren zu zweit durch dunkle Nacht,
Sterne fallen, der Himmel lacht,
und während die Hand das Mofa lenkt,
hab ich dir mein Herz geschenkt.
Einmal geküsst, ein Traum ersteht,
einmal verloren, die Welt vergeht,
allein die Zeit, sie bleibt.

REFR: Schöner Moment, Herz erkennt,

2.Tag unterbricht, Welt wird licht
Erde klingt, Stille            singt,
das Himmelszelt öffnet sich der Welt…. 
 Ich gehe über weites Land
ein kleines Kind an meiner Hand,
Spuren zurück, Sterne voraus,
ein Leben lang bin ich zu Haus.

Wie wird es sein am Rand der Zeit?
Ist der, der kam auch zum Gehen bereit –
… für dem nächsten Schritt.….

REFR: Schöner Moment, Herz erkennt,

Tag unterbricht, Welt wird licht.
Erde klingt, Stille            singt,
das Himmelszelt öffnet sich der Welt….

REFR: Schöner Moment, Herz erkennt,
Tag unterbricht, Welt wird licht.

(ALLE)

Erde klingt, Stille            singt,
das Himmelszelt öffnet sich der Welt….

REFR: Schöner Moment, Herz erkennt,

Tag unterbricht, Welt wird licht
Erde klingt, Stille            singt,
das Himmelszelt öffnet sich der Welt….


 Dialog: Jan von Lingen / Stephanie von Lingen

S: Weißt Du, wo der Himmel ist? Darüber streiten sich zwei Kinder.

 J: Der Junge sagt: Der Himmel ist ganz weit oben.
S: Das Mädchen: Der Himmel ist überall. In Australien. Helgoland.
J: Der Junge: Aber ausgemessen hat den keiner.
S: Er kann aber auch in diesem Zimmer sein!
J:  Meinst Du?
J: Klar Recht hat sie. Der Himmel kann auch in einem Zimmer sein. Denn weißt Du, wo der Himmel ist? Oben oder unten? Eine Handbreit links und rechts? Du bist mitten drinnen.
S: Dieser Himmel steht für Weite und Licht. Er ist so unermesslich groß, wir können ihn nicht fassen. Und darum ist er auch ein Bild für Gott. „Vater unser im Himmel“ beten wir. Und manchmal sagen wir, dass die Verstorbenen im Himmel sind, eben bei Gott. Der Himmel hat etwas mit Sehnsucht zu tun und mit Hoffnung.
J: Diesen Himmel entdecken wir aber auch mitten im Alltag. Kleine Momente, die etwas verändern. Plötzlich sehe ich die Schönheit der Natur mit ganz neuen Augen. Ich entdecke, wie wunderbar dieser Morgen ist und vergesse meine Sorgen. Und ich begreife: Hier gehöre ich hin. Hier ist alles richtig.
S: Gehen Sie doch mal auf Spurensuche: Kleine himmlische Berührungspunkte finden sich in jedem Menschenleben. Du atmest. Du lebst in einer Zeit des Friedens. Vieles ist dir geschenkt. Himmlische Spuren im Alltag.

 J: Etwas ähnliches wird von den beiden Mönchen erzählt, vielleicht kennst Du die Geschichte.  Sie lasen in einem alten Buch von einer geheimnisvollen Pforte am Ende der Welt. Hinter dieser Pforte berühre der Himmel die Erde, hieß es. Die beiden Mönche verlassen ihr Kloster, reisen über weite Straßen, über Meere und Gebirge. Eines Tages finden sie jene geheimnisvolle Pforte. Sie öffnen sie, gehen hindurch und – sind zurück in ihrer Klosterzelle. Der Ort, an dem der Himmel die Erde berührt, ist dort, wo wir leben.

MUSIK BEGINNT / VORSPIEL DES KOMMENDEN STÜCKES LEISE AUF PIANO 

Pfingsten:;                                                 Segel setzen

Annemarie Schnitt:                                    Ich glaube

Guter Geist Gottes                                     weil ich Glaube
lass uns Deinen Atem spüren                     dass der Glaube
öffne uns Deinen Horizont                         der Hoffnung
dass wir sehe                                              die Segel setzt
mit Deinen Augen
dass wir deutlicher hören
dass wir zielstrebiger handeln                  
in dieser Welt
auf dass wahr wird                                     
was sein könnte:                                             Erntedank

Ein neuer Himmel                                           Ein Dank für die Geduld des Himmels
eine neue Erde                                               dass nicht aufhört Frost und Hitze
ein gemeinsamer Tisch                                    Wind und Regen
Verstehen und Verzeihen                                dass nochZeit bleibt für bessere Früchte
befreie uns von Fesseln                                  auf der bedrohten Erse
die lähmen                                                     Erntedank als Dank für die Fähigkeit
dass wir als Befreite                                       zu Einsicht uns Umkehr
frei werden zum Flug                                     als Dank für geschenktes Leben
Deinem Gefolge                                             das auf Ernte drängt
                                                                     immer neu und voll Verheißung


Annemarie Schnitt: Glaubensbekenntnis

Ich glaube an eine Bleibe
hinter dem Horizont
wohin kein Weh
mich verfolgt
wo keine Sorge mich lähmt
wo keine Trauer mich drückt
ich glaube
an eine Bleibe für mich
unter einem anderen Himmel
befreit von Erdenschwere
auferstanden aus Asch
Ich glaube
an Siege über den Tod
ich glaube solange
ich glauben kann
an etwas ganz Neues
das noch kein Auge gesehen
kein Ohr erhorcht
keine Stimme besungen hat
ich glaube
über das Leben hinaus
ans Leben

Wo wohnen die Engel ( Text Annemarie Schnitt und Jan von Lingen, Musik JvL)

 
STEPHANIE VON LINGEN                                    Michael Kloth

Unsere Welt                                                       Und Du?

ein Stern unter Sternen                                      du solltest leichter werden

dein Augenaufschlag                                           mit den Jahren

ein Moment Wachsein                                         zum Flirgen bereit

eine Sekunde Weltsicht                                      dich lösen azs Netzen

unter fortziehender Zeit                                     du solltest leichter werden

Fuß zu fassen im Dasein                                      nach dem Lauf durch die Zeit

  (A.S.)                                                               nichts bleibt wie es war

                                                                          nichts bleibt wie es ist

                                                                          du solltest leichter werden

                                                                          leichter wie die Luft

                                                                          nach lauten Gewittern

                                                                           leicht wie der Vogel im Wind                                

SEGEN JAN VON LINGEN

Wir gehen unter dem Segen Gottes:

Es sei mit uns der segen gottes
im atemholen im träumen
im wachen im schmerz
in der freude im denken
im tun im verweilen
im fortgehen 
es sei mit uns der segen gottes
wie eine hand auf unserer schulter

AMEN

                                                 Veranstaltung:   Streifzug durch das Jahr

                                                        Eingetragen von: "Nele"  nemako@web.de

                                                        Datum: 25.05.2009 22.02 Uhr


                                                 Liebe Annemarie Schnitt, ich war bei Ihrer Veranstaltung auf dem

                                                  Kirchentag in Bremen und war von Ihnen und Ihren Texten sehr 

                                                  beeindruckt. Ich wünschte, es gäbe sie als Hörbuch mit Ihrer eigenen 

                                                  Stimme. Mir scheint, Sie sind ein wundervoller Mensch. Danke, dass 

                                                  Sie da waren!.

                                                   Nele


  

Ein paar weitere Kirchentagsgedanken    ( Bremem)

Crüsemann:

Die Vertreibung aus dem Paradies ist der Gang in die Freiheit! Alles was Paradies ausmacht, gibt es noch heute!Vernunft und Freiheit bringt Fortschritt. So nimmt Eva die Frucht- sie ergreift die Initiative – das ist nicht Sündenfall. sondern ein Schritt in die Autonomie! Was ist gut – was ist böse- die eigene Findung ist wichtig!
Chance der Verlockung! Ihre Augen werden geöffnet – sie merken, dass sie gesehen werden!
Der „Sündenfall“ ist der Fall in die Scham!! Schuld bezieht sich auf „Tun“-  - Scham betrifft die Existenz!
Arbeitslosigkeit bewirkt Scham – ist eine Art Vertreibung aus dem Paradies! Zum neuen Wissen gehört nach dem Paradies das Wissen um den Tod.
Das begrenzte Leben gehört nicht in den Schuldbereich!


Steffensky:

Der Kirchentag ein Ort der Menschenfreundlichkeit! Er ist die Gewissensbörse der Nation! Religionen sind das Gewissen der jeweiligen Gesellschaft.
Jeder gute Rhythmus im Religiösen  unterbricht die Gleichförmigkeit des Lebens, hebt die Vergleichgültigung der Zeit auf! 
Wir müssen unser Leben hineinlesen in die Bibel – unsere Sorgen auswickeln! Es gibt die Hagar – und die Sarahkirche!
Die Kirche der „Reichen“ und die Kirche der Armen!) Das Reich Gottes muss wachsen, nicht die Kirche!
Wachsen ist ein geistiger Prozess!   Kirche hat heute ihre Selbstverständlichkeit verloren!
Es braucht neue Aufbrüche – dialogische Ökumene ist notwendig! Menschen sind wahrheits- und irrtumsfähig – beides hat den Segen Gottes! Kirche muss Gemeinschaft auf Zeit anbieten
Gefährdung des Lebens durch das Tempo, die Zeitbeschleunigung! Kiche heute nur noch für bestimmte „Gelegenheiten“!  Wir sitzen im "Tempo"drom)


Die Bibel und ihre Kirche:

Der Text ist noch nicht die Wahrheit! Alles ist zeitgebunden und mit Irrtümern belastet!
Wtr haben mehr, als wir denken, z.B. wunderbare Verheißungen! „Schwerter zu Pflugscharen“
Die Bibel st eine alte Lehrerin, sie führt uns dahin, wo wir noch nicht sind! Ohne 
Gespräche keine Bildung!
Gemeinschaft der Gläubígen – wer sind die Gläubigen? Wen sucht Kirche- wen übersieht sie?
Wie überwinden den Graben von Arm und Reich auch im Kirchenbereich
Gibt es ein unterschiedliches Bibellesen von Reichen und Armen? Jeder liest, was er braucht!Gott ist parteiisch! Er liebt die unscheinbare Kirche Jeder liest sein Schicksal hinein in die Bibel!Die Bibel bietet 
Optionen – sie liefert keine Argumente!  Sie ist kein Balsam. 

Es gibt nicht nur eine Christologie- jede Antwort ist ein Bekenntnis! Die religiöse Sprache ist eine poetische Sprache – sie ist Auslegung!
In jede Auslegung geht Charisma und Blindheit mit hinein! Religös und politisch gehört zusammen Gott wll keine Apartheid Gegen den Glauben an Gott gibt es viele Argumente! Glaube it ein Gegengift gegen Zynismus! Wir mit derr Bibel umgehen? Kleine Gepflogenheiten einüben!
Die Dauer ist mehr als ein erfüllbarer Augenblick! Kleine gute Gepflogengheiten sind  das Schwarzbrot für die Seele!

Denkschriften: Kirche wo bist du?

In Denkschriften nicht nur allgemeine Wahrheiten aussagen! (Duchows Kritik an Hubers letzte Denkschrift!)Denkschriften erfordern konkrete Antworten!  Ein  Recht einfordern – nach der Thora– das wie Wasser fließt! 
Im Blick auf die Forschung die Hermeneutik des Misstrauens pflegen! Alles Forschen verbinden mit einer Ethikdes Heilens und Helfens im Auftrag Gottes!
Forschungsdrang nachgeben und gleichzeitig Grenzen akzeptieren! Aus welcher Perspektive lese ich die Bibel Texte, die von „Oben“ gelesen werden sind Totschlag-Texte! Es gibt kein Evangelium pur! Es gibt das religiöse Nachdenken! ...... and so on!--------
Schwierig noch die Organisation 
Prof. Ebach    Bibelarbeit  Lukas 10   Barmherziger Samariter

Prof.Ebach versuchte, das Anti-Jüdische aus diesem Text herauszunehmen.  Der Schriftgelehrt
„versucht“  Jesus nicht im negativen Sinn, Er fordert ihn heraus, Er will herausfinden, ob Jesus ihm bei einer bestimmten Frage helfen kann. Jesus verkündet ihm keine neue Lehre. Er stellt, typisch für jüdische Diskussionen, eine Gegenfrage. Er fragt:  „Wie“  liest du?, nicht „was“ liest Du . Alles Lesen ist

schon Interpretation.  Der Schriftgelehrte zitiert 2 Sätze aus verschiedenen Büchern des AT.  Damit zieht er eine Quintessens aus seinem Verständnis des AT. Gottesliebe- Nächstenliebe. Beides gehört zusammen. Jesus bestätigt diese Aussage.

Warum ist das Gespräch dann nicht zu Ende?  Der Schriftgelehrte stellt  die Frage: Wer ist mein Nächster?  Er will nicht sich selbst rechtfertigen, sondern seine Frage. Er will dem Gebot gerecht werden, aber wie?  Der Nächste ist mehrdeutig. Naher Angehöriger bis Universal. Was bin ich wem schuldig?  Geschichte vom barmherzigen Samariter. Priester und Levit  waren nicht auf dem Wege nach Jerusalem zum Tempeldienst – Sie gingen „hinab“,  das heißt nach Jericho. Warum gehen sie vorbei?  Normales Verhalten. Aus Angst oder Bequemlichkeit gehen wir alle gern vorbei. Wir schauen nicht hin. Gehen auf der anderen Seite vorbei! Der Samariter nicht. Es geht ihm „durch und durch“, sagt die Kirchentagsübersetzung. Er verharrt nicht im Mitleid, sondern tut das Notwendige.
Jesus verwandelt die Frage: Wer ist mein Nächster in: Wem werde ich der Nächste.Bei der 1.Frage stehe ich im Mittelpunkt und ziehe Kreise um mich: 1. Kreis Angehörige, 2.Kreis Nachbarn , 3. Kreis Kollegen, usw.  Bei der 2. Frage steht der Hilfsbedürftige im Mittelpunkt.  Man wird Nächster im Tun, nicht in der theoretischen Frage: Wer ist mein Nächster?
Liebe deinen Nächsten wie Dich selbst:  Liebe Deinen Nächsten, er ist wie du. Kirchentagsfrage: Mensch, wo bist Du?  Viele Fragen für die heutige Zeit.

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       2.Bibelarbeit  Prof. Ebach:  :   Hagar auf der Flucht vor Sara.

Er stellte zunächst 3 Quizfragen:  Wem erscheint in der Bibel zum l. Mal ein Engel? Wer    gibt Gott zum l. Mal in der Bibel einen Namen?  Wer flieht zum 1. Mal in der Bibel aus einem Sklavenhaus?     
Alles Hagar! Auf wessen Seite steht Gott in dem dramatischen Konflikt in Abrahams Haus?
Noch eine Frage:  Wer war die erste Leihmutter? Es gab auch in der Bibel leibliche und soziale Mütter. In der Bibel oft erstaunlich schwache Männer!!  ( Adam, der tut was Eva will, Abraham drückt sich vor einer Entscheidung und sagt: Tu, was du willst! Auch vorher hatte er
getan, was Sara wollte. Nach dem Motto: Wenn ich nicht tue, was sie will, gibt es Ärger, aber wenn ich es tue, ist es auch verkehrt. ). Sara ist die Herrin im Haus. (Matriachalische Struktur?)   Hagar flieht.  Der Engel begegnet ihr bei der Wasserquelle in der Wüste..

Diese Quelle hieß später: „Quelle, da Gott sieht“. Rückwirkende Geschichte zur Erklärung des Namens?Gespräch des Engels mit Hagar:  Er fragt, obwohl er weiß was los ist. Hagar soll sich selbst klarmachen, wohin sie will. Sie hat kein Ziel, nur weg von Sara. . Da sagt der Engel: „Geh zurück zu Deiner Herrin.  Hagar schweigt.  Der Engel redet ein zweites

 Mal:  Verheißung: Deine Nachkommen vermehren!  Hagar schweigt.   Ein drittes Mal redet der Engel:  Du wirst einen Sohn haben, den sollst du nennen: Ismael .d.h. Gott hört.  Gott hat von deinen Demütigungen gehört!   Erst hier reagiert Hagar, sie fühlt sich ganz persönlich angesprochen  und gibt Gott  einen Namen: Du bist die Gottheit des Hinsehens! Und nun  ist sie auch bereit, zu Sara zurück zu gehen , die Geburt findet in Abrahams Haus statt und damit ist Ismael Abrahams Sohn. Er gibt ihm offiziell den Namen Ismael.Was wird aus Ismael?  Ein Wildesel, nicht zu zähmen, nimmt es mit allen auf.  Heute würden wir sagen: unkonventionell, frei, nicht leicht zu haben, Feind der zivilisierten Welt, widerständig, Befreiungstheologie. Hausesel langweilig. Was wäre die Welt ohne Wildesel?
Ismael wohnt unter seinen Brüdern, Abrahams anderen Nachkommen, jeder hat Recht dort zu wohnen. Die Amalekiter (auch Nachkommen Abrahams)   wollten Israel auslöschen, sie haben  nicht überlebt!!  Nachkommen Ismaels auch heute nicht leicht zu haben. Aber alle haben Recht zu leben. Gegenseitiger Respekt gefordert. Auch zwischen Judentum, Christentum und Islam.


 

Erinnerungen an ein paar weitere Kirchentage

Der Kirchentag 2007 in Köln

 Rund um den feurigen Fisch
lebendig und kräftig und schärfer
nah am Pulsschlag der Zeit
nah am Gipfel G8
kühn und fröhlich und bunt
Gemeinschaft gefeiert
auf dem Areopag der Gegenwart
mit Blitzlichtern auf Zukünftiges
mit gezündeten Fragen rund um die Uhr
welche Wege wagst du neu zu gehen
welche Träume träumst du
(ein Volk ohne Träume geht unter)
alles erdenklich Mögliche entdeckt
auf dem Markt der Möglichkeiten
in offenen Dialogen dabei gewesen
für Toleranz neue Spielräume gesucht
wie lässt sich Böses als Böses erkennen
wie die  unguten Geister verjagen
wie das tägliche Brot teilen und
die Luft zum Leben bewahren
wach werden und hinhören
auf den Appell der Vernunft
auf die Frage Gottes an Kain:
Wo ist dein Bruder Abel?
In der Poesie der Psalmen erfahren:
Gott schenkt den Neuanfang
Gott der Lebendige macht lebendig
Gottes Geist ist ein Samenkorn
das aufgehen möchte in dir
lebendig und kräftig und scharf

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Ein paar aufgepickte Kirchentagskörner:
Ist nicht mein Wort wie Feuer? Gottes Wort ist scharf! Jesus sagt: Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert! Es geht um klare Entscheidung zwischen Gut und Böse!

 Gottes Wort kein Kaminfeuer!

Ein Rabbi: Stell dir vor, es brennt, was rettest du? Das Feuer! Die Bibel ist vieldeutig! Es gibt keine fundamentalistische Eindeutigkeit! Eine eindeutige Antwort ist Schwäche! Wir brauchen den Mut zur Verweigerung eindeutiger Antworten!

 Prof. Ebach:
Die Frage nach der Prophetie gefährliche Angelegenheit! Prüft das Prophetenwort! Hört nicht auf falsche Propheten! Propheten sind keine Wahrsager! Wer ist ein wahrer Prophet? Sie sehen  nichts voraus,  sie sehen die Verhältnisse der Gegenwart und denken nach über die Konsequenz! Sie wollen nicht Recht behalten! Propheten warnen! Der Unheilsprophet spricht schonungslos, ohne Recht behalten zu wollen!Falsche Propheten verschleiern, statt um der Wahrheit willen zu ent-täuschen! Wehe den Schafen, wenn die Hirten mit den Wölfen heulen! Wo blieben wir ohne Visionen? Aber Träume nicht vermischen mit Wirklichkeit! Wer mein Wort hat, der rede mein Wort! Jeremia erfährt: Die Wahrheit macht einsam! Das Prophetenbuch isr ein dichterisches Buch! Wer Gott vertraut wird stark. Er sucht nicht nach Beweisen! Er vertraut! Das Wort Gottes ist lebendig und scharf! Herausforderer ist der Teufel! Jesus wird ihn bei der Versuchung auf dem Berg los, indem er ihn als Satan „identifiziert“!

 5.Mose 6:  Einzig Adonai ist Gott!

Gibt es den Teufel als einen von Gott verstoßenen Engel? Gibt s ihn wirklich? Nein, es ist der Name des Verleumders, des Auseinanderbringers auf dieser Welt!

Thielicke über de Nazizeit:
Wir haben dem Teufel ins Auge geblickt! Barth antwortet: Da hat er aber einen Schrecken gekriegt!

Huber:
Religionsfreiheit ist Menschenrecht! Sie gründet im Gewissen des Einzelnen! In islamischen Ländern noch nicht aktuell! Der Zentralrat der deutschen Juden bekennt sich zu diesem Menschenrecht!  In unserer Gegenwart ist Religionsfreiheit bedroht! In Deutschland positive Einstellung! Religionsfreiheit ist unteilbar! Wir brauchen den Bruch mit unseligen Traditionen! Heute Religionsfrieden schließen mit Muslimen! Wichtig die Toleranz. Sie ist ein Grundwert des neuen Europa!  Aber Toleranz ist nicht Beliebigkeit! Zum Dialog der Religionen gehört, dass inhaltlich Fragen notwendig sind! Das Einigende über das Trennende stellen!


Kirchentag in Hannover 2005

Als der Tag zu Ende ging
spielte eine Band
lateinamerikanische Weisen
einige in den ersten Reihen
fingen an zu tanzen
tanzten mit dem fremden Freund
forderten einander auf
tanzten wie losgelöst vom Boden
tanzten mit befreitem Kopf
eng umschlungen tanzte auch
die Jüdin mit der Muslima


Erinnerungen in Stichpunkten

Da liegt der Kirchentag nun schon hinter uns, ein brisanter, ein mutmachender wie alle Kichentage, die ich inzwischen erlebt habe! Protestanten wieder in ihrem Element!Ich stand eine Weile vor einem gelben Plakat:Wir sind Gäste hier auf ErdenWo bist du zu Hause?Darin ist beides ausgedrückt: Unsere Verantwortlichkeit als Gast, behutsam mit Geliehenem umzugehen und die Frage nach dem geistigen Zuhause, dem eigenen Standort, der mich befähigt zur Kommunikation mit Andersdenkenden.Immer entfacht der Kirchentag eine neue Flamme Hoffnung, den weiteren Weg ein Stück auszuleuchten! Manchmal auch nur für 2 Jahre - dieses Mal bis Köln?(Eintrag ins Gemeinde-Forum im Internet)Gedanken aus Bibelarbeiten und Vorträgen:Prof. Ebach:Wir müssen wegkommen vom Generations-Imperalismus (nur bis heute denken!)Ohne Revolten in der Menschheitsgeschichte würden Menschen heute noch in Höhlen leben. Aber- es will gelernt sein, mit Konflikten umzugehen, ohne Kriege zu entfachen! Große Erwartung an Elia: Die Hoffnung des Exilpropheten hatten sich nur teilweise erfüllt. Es ging kläglich zu in Maleachis Zeiten. Halbe Erfüllung wird schnell zur großen Enttäuschung . Ökonomischer Druck bringt fatale Probleme und Generationskonflikte.Elias war kein versöhnlicher Mensch. (1.Kg. 18) Es ging ihm um Alles oder Nichts! Das Volk tanzte auf zwei Hochzeiten. am Ende musste er fliehen. Es gibt nicht nur Allmacht oder Ohnmacht, sondernm auch Zwischentöne! Wer nicht alles kann, kann nicht nichts machen! Weitergehen mit Hilfe eines Engels! Er gab Wasser und Brot!Maleachi redet mit (Marx)- und Engelszungen. Wo Menschrechte verletzt werden, wird Gott verraten. Es geht um Anschläge auf die Ehre Gottes! Maleachi nennt Rechtsbrüche beim Namen. Mit Gott zu rechnen heißt nicht, dass sich materiell etwas rechnet!. Wo das Leben der Wirtschaft dienen soll, geht es kaputt! Wo Druck entsolidarisiert, werden Menschen einsam. Wo Menschen verletzt werden, wird Gott verletzt! Gesegnete Verhältnisse sind Folge von Gerechtigkeit! Menschen, die Gott  ehren, reden miteinander! Thora und Prophetie gehören zusammen (Der kommende Tag wird die Ungerechten verbrennen!)Gott ist das Weltgemüt - aber er ist nicht gemütlich! Wenn dein Kind dich fragt - dann hast du Glück!gib Antwort - sag ihm deine Antwort wissend, dass es mehr als eine gibt! Halte fest, was du erlebt hast!Kabarett auf dem Podium: Ein spannendes Telefonat mit Dr. Martin Luther : Schön, Sie am Telefon zu haben. Ich wollte mal mit Ihnen Tacheles reden! Wissen Sie, wir brauchen eine neiue Reformation - und noch was: Ihre 95 Thesen sollten wir kürzen auf höchstens 3 Thesen, die es in sich haben............Präses Kock: Säkularisierung bedeutet nicht Ende der Spiritualität! Wir brauchen Orte der Vergewisserung! Kirche stellt ein kollektives Gedächtnis dar, sie hat einen Gaubens- und Erfahrungsschatz! Kirche bedeutet nicht Bedrohung unserer Freiheit...Köhler: Freiheit und Kirche gehören zusammen. Materieller Fortschritt sichert keine gute Zukunft!Prof. Schroeder: Arbeitslosigkeit muss zentral berkämpft werden! Dabei Globalisierung nicht verteufeln!Wir brauchen eine Globalisierung mit menschlichem Gesicht!Die „Denkmüdigkeit“ sagt: Experten wissen alles besser! Heute grassierende Expertengläubigkeit!Das Christentum setzt sich ein für Werte, die nicht börsenfähig sind! Wir müssen uns wehren gegen die Expertenkultur, die den Menschen auf Ökonomie reduziert!Schröder hat zum Irak die Expertenmeinung überhört!!! Sonst ist heute Politik blind im Blick auf Experten aussagen! Experten unwesen auch in der Theologie!Die Gottesklausel symbolisiert die Einsicht, dass es mehr gibt als politisches Land!Marktradikalismus ist eine Torheit unserer Zeit. Die Institutionen der Intellektuellen sind heute „unmusikalisch!“ Wir müssen die religiöse Grundlage der Gesellschaft neu beschreiben.- Ökonomie und Politik müssen sich der Diskussion heute neu stellen. In der Globaliesierung liegt Chance und Bedrohung.Wir dürfen nur verbrauchen, was die Natur zurückgibt, sonst rächt sie sich! Die Chance liegt im gerechten Teilen-Lernen in neuer Weit- und Weltsicht.Bischof Huber: Was geht verloren, wenn Europa auf Religion verzichtet? Dann hat Europa keine Seele mehr! (Anfragen an die Europäische Verfassung ohne Gottesbezug und an die Berliner Schulpolitik ohne Religionsunterricht!) Schule ist nicht wertneutral, Schüler brauchen ein Standbein! Religion ist keine Privatsache, Europa ist eine kulturelle Gemeinschaft!Wenn Werte wegfallen, wird es kein Rechtssystem mehr geben!Steffensky: Wie geben wir in säkularen Zeiten Tradition weiter? Eine Legende: Ein Königssohn bricht auf, eine Perle zu finden. Nur mit dieser Perle kann er einmal König werden. Er gerät in das Land der Dunkelheit und vergisst alles, was ihn bewegte und vorantrieb. Er fällt ins Vergessen und lebt wie ein Sklave! Dann kommt Nachricht von den Eltern: Wach auf, erinnere Dch, Du bist ein Königssohn. Ein Adler trägt den Brief zu ihm. Da besinnt sich der Königssohn und bricht auf. Er findet die Perle und kehrt heim und wird König.So ist die Bibel unser „Alter Brief“! Sie ist en Erinnerungsbrief zum Wachwerden und Neuaufbruch!Im Gefängnis der Gegenwart sitzt der, der sich nicht erinnert: Gott führte sein Volk aus der Gefangenschaft! Die Taufe des Menschen ist ein Akt der Gnade. Es gibt den Indianernamen und den Taufnamen. Der erstere ehrt die Stärke des Menschen, der Taufname erinnert an Gott.Gesegnet sein heißt, sich fallenlassen können! Segen ist der Tanz der Hoffnung. Gnade ist, sich nicht bannen zu lassen vom Zweifel. (Zorn ist Eigenschaft eines gebildeten Herzens!)Kinder müssen etwas erfahren vom Grund unserer Hoffnung! Wir brauchen keine Pisa-Effizienz, Mit der Globalisierung sind die Zeiten vorbei, in denen es nur einen bestimmten Wissenskanon gab!Prof. Ernst-Ulrich von Weizsäcker: Wir können der Negativentwicklung Einhalt gebieten bei Halbierung des Verbrauchs an Ressourcen! Es gibt eine gigantische Ungerechtigkeit in der Welt! Die Zeche wird immer von Ohnmächtigen bezahlt! Notwendig ist die Verteilungsgerechtigkeit! Aber wie will man Verteilung organisieren? ( An Nachhhaltigkeit denken!) Wichtig: Bei der geografischen Reichweite des Marktes Verhaltensregeln wieder angleichen! Politik vertritt engstirnige Wachstumsdebatte. Wir brauchen soziale und ökologische Nachhaltigkeit bei allen Vorhaben!Richard von Weizsäcker: Was soll und kann die Politik? Wir müssen der Not auf der Welt Herr werden, dann stoppt der Terror. Welthandelsorganisation als wichtige Institution zum Funktionieren des Weltmarktes. Wir zahlen für Subventionen 6 mal so viele Mittel wie für die Entwicklungsländer. 1000 Milliarden für Rüstung,60 Milliarden für Entwicklung! Große Herausforderung sind Terror und Immigration. Notwendig der Kampf gegen radikalen Islamismus! Aber Gewalt ist nicht islamspezifisch! Wichtig: Begegnung der Religionen ininterkultureller Kommunikation! Zivilisierte Nationen bekämpfen sich nicht! Wo zwei aufeinanderprallen, ist eine davon barbarisch! Heute ist Einheit in Vielfalt gefragt!Ursprung des Christentums ist die jüdische Lehre, die griechische Philosophie, das römische Recht! Wie wird am Ende ein neues Europa aussehen?Die Macht der Wahrheit Interreligöser Dialog zwischen einer kath.Professorin für Fundamentaltheologie, einer islamischenReligionspädagogin, einer Rabbinerin, einer schwarzen Sängerin (Buddhistin)Wenn dein Kind dich morgen fragt: Was ist die wahrheit? Was antworte ich?Die Katholikin: Jesus sagt: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben! Die Wissenschaft wäre tot ohne die Befruchtung durch Glauben! Glaube als Haltung. es gibt keine neutrale Philosophie. Verbindung von Vernunft und Glauben! Glaube hat etwas mit der praktischen Vernunft zu tun.Die Jüdin: Der jüdische Gott ist nicht „die Wahrheit“. Es gibt keine absolute Wahrheit, es geht um die Suche nach Wahrhaftigkeit! (2 Juden - 3 Meinungen!) „Praxis“ mit kritischen Fragen, das ist Judentum.Glauben und Wissen gehören zusammen. Heilsentscheidend ist mein Handeln!:Die Buddhistin: Der Buddhismus kennt die 4 edlen Wahrheiten: Alles Leben ist Leiden unterworfen - Ursache des Leidens sind die Leidenschaften -Befreiung von den KLeidenschaften hebt das Leiden auf - der Weg zur Aufhebung ist der achtfache Pfad (rechte Anschauung, rechte Gesinnung, rechtes Reden, rechtes Handeln, rechtes Leben, rechtes Streben, rechtes Denken, rechtes Sichversenken.Die Muslimin: Der Wahrheit können wir uns nur annähern! Wir glauben an den Schöpfer des Universums.Unsere Glaubensgewissheit wird vom Zweifel nicht berührt. Ich bin von der Vernunft und dem Intellekt her angesprochen vom Koran.Schlussrunde mit dem Landesbischof aus München, dem Direktor des Parlaments der Weltreligionern aus Chicago, einer Professorin aus Göttingen, einem Professor aus Tübingen.Keine Angst vor Wahrheiten - Wahrheitsaussagen - Gewissheiten!Gewissheiten prägen unser Leben! Vertrauen setzt Gewissheit voraus! Die Treue Gottes ist die Grundaussage des jüdischen Glaubens.Es gibt die Wahrheit im Blick auf den Gekreuzigten als Dimension der Bewältigung von Leid. In Jesus ist deutlich geworden, was wahr sein könnte! Wahrheit wird „erfahrbar“ in Christus! Es gibt keine absolute Wahrheit! Der Gott der Wahrheit wirkt in allen Religionen. Wer für sich die Wahrheit erkannt hat, teilt sich anderen mit. Im Dialog gilt es, Wahrheits“gewissheiten“ zu diskutieren. Über die Wahrheit kann man nicht verfügen. Sie widerfährt uns! Für Christen ist Jesus normativ. Wir erkennen Gott in Jesus, das nötigt uns dazu, zu glauben, dass die Liebe Gottes über meine Religion hinausgeht. Die Trinität als Stein des Anstoßes für andere Religionen (nicht einer harmonisierenden Sicht opfern!). Dort, wo sich uns die Wahrheit offenbart, wird Gewissheit für uns! Ich erkenne Wahrheit in meiner Lebensgeschichte. Gott überführt uns zur Wahrheit und zum Zeugnis! Ziel des Dialogs ist nicht Konsens, sondern Kooperation der Religionen. Religion ist etwas anderes als ethisches Handeln: Religion ist Vollzug , ist Kult, nicht Ethik.Kein gemeinsames interreligiöses Gebet, aber ein multireligiöses Gebet ist möglich, ein gemeinsames „Feiern“! Motivationskraft der Religionen nutzen, Aktivität wird freigesetzt (aber auch ambivalente!) Als Christ kann ich nicht leichfertig mit anderen Religionen umgehen! Wenn du betroffen bist von deiner Wahrheit, wagst du weiterzugehen auf den Schultern eines Seiltänzers: Einmal versuchte ein Mann auf einem Seil die Niagarafälle zu überqueren. „Kann ich das“?,  rief er. Ja ,rief die Menge, das kannst du!! „Wer von euch kommt auf meine Schulter“? 


Kirchentag 2001 in Frankfurt

(Auf der Rückfahrt geschrieben)

Wieder ein Kirchentag als Ort der Auseinandersetzung mit Fragen unserer Zeit auf dem Hintergrund biblischer Texte! Im Mittelpunkt der Interreligiöse Dialog und die 3 großen „G“: Glaube - Geld - Gentechnologie. Aus der Vielfalt der Angebote ließ sich nur punktuell ein eigenes Programm erstellen, symptomatisch auch für die Alltagsbewältigung in unserer pluralen Welt.
Der Kirchentag stand unter dem Motto: “ Du stellst meine Füße auf weiten Raum“, angelehnt an die Geschichte von Abraham und Sarah mit ihrem Aufbruch ins verheißene Land. Ein gefahrvoller neuer Raum! 
Es gilt, in Freiheit zu bestehen, nicht auf Freiheit zu bestehen um jeden Preis, sich in Freiheit entdecken in Beziehung zu dem, der uns den freien Raum eröffnet hat. 
Heute müssen wir lernen, den Glauben in unsere Zeit zu rücken, ihn „zeitgenössisch“ zu machen. (Steinacker) Religion muß durch Aufklärung gegangen sein, um neu vertretbar zu sein!?
Wir brauchen eine neue Identitätsfindung als Basis für das Verständnis unserer Welt. 
Wir sollten unsern Glauben leidenschaftlich und mutig lebendig werden lassen! Nur gelebter Glaube befähigt zum tragenden Miteinander und zu Toleranz gegenüber dem Fremden. Toleranz darf sich nicht  erschöpfen in billiger Harmonisierung. Sie bedeutet Akzeptanz . Die eigene Identitätsbildung ist die Grundlage für einen gelingenden Dialog mit dem „Anderen“. Nichts erkaufen mit der Aufgabe der eigenen Kultur!
Das „Milieubildende“ der christlichen Gemeinde muß heute neu entdeckt werden, um Menschen zu befähigen, Position zu beziehen im globalen Umfeld.
Darf man fragen: Was hat der Kirchentag gebracht? 
Ich denke, er füllte Kopf, Herz und Sinne! Er gab Mut für den Weg durch den oft irritierend weiten Raum unserer Zeit, in der Identitätsstiftendes und Verbindliches nur noch schwer auszumachen sind. 
Er gab Rüstzeug für den notwendigen Dialog mit Fremden und uns Fremdgewordenem und auch einen Schuß Abraham-Vertrauen mit auf den Weg weiter ins Ungewisse.
Weiterer Kirchentags- Bericht:
Ich möchte beginnen mit einer kleinen Sölle-Provokation: Kirchentage sind die lieblichen und rotzigen Töchter der alten Dame Kirche!...............
Kirchentage wollen Brücke zur Gesellschaft sein. Sie sind Evangelische Zeitansage, Seismograph für Kirche und Welt, Forum des offenen Dialogs, Ökumenische Sammlung und ein Fest der Begegnung. Es geht in erster Linie um Klärung protestantischer Fundamente in einer Zeit des Religionspluralismus. Wer sind wir, wo stehen wir, was bedeutet uns der Glaube?
Ich frage mich: Wie sähe unsere Kirche aus ohne den großen Kirchentagsdialog alle 2 Jahre seit 1949! Immer wieder wurden Fragen geklärt, Auseinandersetzungen gewagt, Beschlüsse gefaßt. Das Kirchenvolk wurde einbezogen in offene Diskussionen.
Kirchentag ist das Pfingstfest der Christen, wo Verstehen möglich wird in vielen unterschiedlichen Sprachen.
Auf Kirchentagen tanken Pfarrer und Gemeindeglieder gemeinsam auf, suchen miteinander nach Antworten auf zentrale Fragen.
Jeder Kirchentag hat sein eigenes Motto. Dieses Mal stand er unter dem Psalmwort: Du stellst meine Füße auf weiten Raum! (Aus Psalm 31) Wie deutlich kennzeichnet dieser Text unsere heutige Situation,  auch unsere ganz persönliche Erfahrung: Der undefinierbare, unüberschaubare Raum, in den wir hineingeworfen sind! Ein Raum, in dem alles möglich, nichts unmöglich zu sein scheint . Unser Geworfensein ins Offene, von dem auch der Philosoph Heidegger spricht. Dieser offene Raum:
Eine Last? Eine Chance für uns? Schon lange war Kirche nicht mehr so herausgefordert, sagte Steinacker,  wenn es um Fragen der Ethik, Moral und Verantwortung der Wissenschaft geht! Der weite Raum der Gentechnik- wie läßt sich forschen und handeln ohne die Orientierung zu verlieren? Friedrich Schorlemmer hatte wenig Hoffnung , daß der Kirchentag es vermöchte, ethische Impulse auszusenden!  Der ethische Dammbuch sei längst vollzogen! Der Kirchentag ist eineZeitansage: Er läßt Argumente nebeneinander stehen und regt eigenes Nachdenken an! Wer hat hier die Scheuklappen, fragt der Psychiater Klaus Dörner aus Hamburg. Er riet den Christen, sich nicht einschüchtern zu lassen . Er drehte den Spieß um und meinte, es könnte ein Akt christlicher Nächstenliebe sein, zum Wohl der Gentechniker und zu unserm eigenen Wohl, die Gentechniker von ihren ideologischen Scheuklappen zu befreien! Was ist zu tun im weiten Raum- auch im weiten Raum der Forschung?
Klare Antworten fallen heute immer schwerer! Es gibt sie nicht.
Dorothee Sölle ging hart ins Gericht mit der Ökonomie: „Sie ist barbarischer geworden als alles bisher Dagewesene! Wir brauchen eine antikapitalistische Bewegung!“ Nur sehr langsam schreiten die Alternativen zum Kapitalismus voran, wenden sich die Banken und Anlagestrategen ethischen Geldanlagen zu! Mit einem goldenen Kalb zog ein Demonstrationszug durch die Innenstadt Frankfurts mit lautem Protest.
Darüber hinaus ging es um Ost-West- Konflikte, um feministische Fragen , um interkulturelle Wohngemeinschaften zum besseren gegenseitigenVerstehen! Wir saßen auch in einem gediegenen kleinen Kreis mit einem Pfarrer aus dem Kongo, jungen Frauen aus Indonesien und Männern aus Latein-Amerika. Drei Dolmetscher versuchten Licht ins Sprachgewirr zu bringen! 
Kaum ein Zeit-Thema wurde ausgeblendet auf diesem Kirchentag. Es gab keine perfekten Antworten, aber es gab ein debattierendes Voneinander-Lernen, Auseinandersetzungen in großen und kleinen Gruppen, viele Gedankenanstöße und am Freitag Abend das alle verbindende Feierabendmahl! Im Vorfeld fanden schwierige Auseinandersetzungen statt über die Abendmahls-Einsetzungsworte. Man suchte nach Worten, die dem Hingabe- und nicht dem Opfergedanken gerecht werden sollten!( Ist nicht seit Abraham das Menschenopfer abgeschafft ?) In der alternativen Form hieß es: Wenn wir das Brot teilen, denken wir daran, wieJesus Brot und Leben teilte. Wenn wir den Becher kreisen lassen, denken wir daran, wie Jesus Hoffnung und Freude geteilt hat! Oder: Schmeckt und seht, was stärkt und zum Leben befreit! „ Shalom! Leben für Dich, so reichten sich Menschen einander Brot und Saft in der Kirche Sankt Katharinen.
Überglückliche Menschen haben sich zum Schluß bedankt beim Gestaltungsteam!
Im Zentrum der Tage standen die morgendlichen Bibelarbeiten allerorts zum gleichen Text! Eine Vertiefung und Bereicherung des Glaubens. Die Hallen waren zum Teil überfüllt! 
Der Kirchentag versucht Schneisen zu schlagen in unsere unübersichtliche Welt. Er hilft ein Stück, die Chancen der Vielfalt zu entdecken, Ängste abzubauen, in der Weite des Raums auch die Befreiung von Einengung zu erleben! Wir haben es neu erfahren: Christsein bedeutet eine Utopie zu haben, die trägt! Gut zu wissen:

Gottes Freundschaft
ist von Dauer
du geshst dir nicht verloren
du wohnst im Geheimnis
du brichst auf im Vertrauen
du wahgst Schritte ins Ungewisse
Die spürst Nähe die trägt

Lass mich Sprünge wagen
„Adonai“
Sprünge mit Dir 
im weiten Raum
Sprünge über die Hürden
der Leere

Kirchentag 1999 Stuttgart

Kirchentag – diese Welt zwischen den Welten. Ein Ort der Vergewisserung, der Nachdenklich- keit, des Zusammenrückens, des Feierns. Du bewegst dich in einem Klima  des Gelöstseins vom Alltag. Das „provinzielle Bewußtsein“ weitet sich. Die Atmosphäre einer ganzen Stadt verändert sich, wird menschlicher.

Mir kommt die Frage: Was wäre eigentlich Kirche vor Ort für mich ohne den Kirchentag alle zwei Jahre? Er schüttelt mir den Staub von der Seele. Er gibt mir Anstöße, die Chance zum Weiterwachsen, um den Problemen der Zeit gewachsen zu bleiben. Du erlebst den Kirchentag immer wieder als Sprachschule der Hoffnung. Du läßt dich mitreißen, Gott und die Welt zusammenzudenken!  (Im Sinne Bonhoeffers ein „säkulares Christentum“  zu denken.)

Du knüpfst dich neu an Hoffnungsgeschichten, erlebst konstruktive Auseinandersetzungen. Du vergewisserst dich mit Kopf und Herz und Sinnen, Hoffnung neu zu definieren  in ökumenischer, globaler Dimension. Und du begreifst, daß Hoffnung unteilbar ist!

Ökumene und Globalisierung waren zentrale Themen des Kirchentages. Gegen die Globalisierung des Marktes die Globalisierung des Bewußtseins wagen durch gelebte Ökumene?

Was bedeutet Nachdenken im Sinne von: Ihr seid das Salz der Erde?

Ein arrogantes Motto? Oder ein Zuspruch, eine Verheißung, ein Auftrag, körnchenweise Geschmack zu tragen in die Welt? Diese Welt bleibt (nach Ernst Lange) eine verbesserliche Welt für den, der aus der Hoffnung lebt! Als Hoffende sind wir immer auch Handelnde. Gott bleibt angesiedelt im Kommenden, im Zukünftigen! Und: Als Hoffende sind wir Israel-gegründet! ( Prof. Klappert)

Der Mensch bleibt lernfähig, solange er hofft! Wer keine Hoffnung hat, hat schon resigniert. Hoffnung treibt dich zum Tun, macht dich lebendig.

So versuche ich, auch Kirche vor Ort neu zu verstehen als Hoffnungsträgerin, als identitäts- stiftende Kraft, als Stätte der Gemeinschaft in Verschiedenheit. Die Realität des Alltags ist eine andere als die des Kirchentages. Er läßt sich nicht unmittelbar übersetzen, doch er bleibt „ Salz“ und Ansporn. 

Träume und Wünsche sind mir gewachsen, z,B. nach einer Bibelarbeit mit Jürgen Ebach  (Bochum) : Das Abendmahl anders zu feiern als üblich, als wirklich sättigendes gemeinsames Mahl, nicht nur symbolisch - sakramental?

Ein Mahl mit guten Ritualen und in liturgischer Form?

Und mehr gemeinsame „Vergewisserung“ wünschte ich mir auch im Kirchenalltag. Vielleicht in Form eines „Forum Gemeinde“?   

Mein Fazit aus diesem Kirchentag: Wir brauchen Visionen zum Leben. Visionäre sind alterslos und unsterblich, weil Visionen nicht sterben, solange der Regenbogen über uns am Himmel steht!

 

                                                                                               

1997 Kirchentag..Leipzig

Der Kirchentag 1997 liegt hinter uns. die Stadt Leipzig hat ihre Ruhe wieder. Vielleicht gibt es Nachwirkungen, Nachwehen, man muß abwarten.

" Warum ist denn  die Kirche so voll", fragte eine Leipziger Schülerin," das sind doch sonst Räume der Ruhe!" " Gibt es kein Bier mehr", ruft ein Besucher dem Wirt in einer kleinen Kneipe zu. "Ne", ich wußte nicht, daß Christen so viel Bier trinken!"

Ja, Leipzig, diese imposante Stadt, war in Aufruhr!  Menschenschlangen vor Kirchen und Tagungsstätten, kunterbuntes Treiben in der Innenstadt sowie in den alten und neuen Messehallen.

"Leipzig steht Kopf", meinte mürrisch ein junger Taxifahrer, der uns aus der Klemme half, als wir zeitlich das Abengebet zur Sache anders nicht mehr hätten erreichen können.     "Eine Völkerwanderung von lauter Spinnern", monierte er weiter,"die Leipziger Polizei muß den Horden sogar die Ampeln erklären, weil die einfach bei  "Rot" weitergehen! Ja, wo sind wir denn hier???"

Im übertragenen Sinn ist der "Gang bei Rot" eigentlich ein kirchentagstypiischer! Es ging ja überall darum, nicht haltzumachen,nicht abzuwarten, bis die Gefahr vorbei ist, sondern sich der Gefahr zu stellen, sie auszuhalten, über neue Möglichkeiten und Gesetze nachzudenken. Das treibt diese "Spinner" alle zwei Jahre zum Kirchentag!

Diskurs und Feier- an allen Tagungsorten fielen diese Elemente zuammen. Kirchentag wieder als Zeitansage! Es gab kein zeitrelevantes Thema, das außen vor blieb: Ost und West- Ökumene- Dialog zwischen Juden und Christen- die Palästinenserfrage - China im Wandel- Pro Asyl- Amnesty- Gespräch zwischen Christen und Atheisten- die Globalisierung des Marktes- das Frauen- und Männerforum, die Jugendkirche  und weitere Schwerpunkte. Der Kirchentag als das "größte und lebendigste Bürgerforum in dieser Republik", wie Hartmut von Hentig konstatiert, hatte es wieder in sich! 

In allen Foren tauchte der Querdenker Salomo auf mit seiner Idee von Leben und Tod im Zusammenhang mit  Gerechtigkeit. Der Gedanke von einer "barmherzigen" Gerechtigkeit ist bei mir hängengeblieben im Blick auf den Weinbauer  als Arbeitgeber. Und wie war das noch: Nur wer die Erde küßt (sprich:  zärtlich ist  mit Mensch und Umwelt) erfährt  hautnah die Gerechtigkeit des Himmels, die eine andere ist als Recht und Gesetz hervorbringen.

Feier und Diskurs,- sie machen den Kirchentag aus. Harte Auseinandersetzun- gen und mitreißende Feiern. Sternstunden für Visionäre auf dem Weg nach vorn. Zu sein wie die Träumenden --und ein intensives Dazulernen, um zum Handeln fähig zu werden. Im Feierabendmahl " am Turm": Unterwegs nach Harare -fand die Aussendung von 30 Delegierten statt zur  Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen 1998 in Harare (Zimbabwe).Spannend gestaltet war dieTurmbau-Geschichte mit einer neuen Kantate und szenischer Aktion.

Und das blieb hängen: Nicht länger mit Luther fragen; Wie bekomme ich einen gnädigen Gott, sondern umgekehrt fragen: Wie bekommt Gott in mir einen humanen Menschen?  Sich selbst neu verstehen lernen als  Gedanken Gottes, der weitergedacht werden möchte! 

Kirchentage sind ein enormer Anstoß zumWeitergehen. Vieles versandet im Alltag wieder, doch es bleibt dir im Ohr der Zuruf: Geh du aber und bleibe im Segen


 Notiertes:

Schorlemmer: Unterwegs etwas erfahren vom Ziel. Nicht aufgeben. Das Weitergehen bringt  den Sinn. Leben immer neu verstehen als Glück des Gelingens...

Der Sozialismus ist am Menschenbild gescheitert. Man kann gute Gesetze nicht antrainieren. sie sind Rahmenbedingung für das Miteinander. Gottes Maßstab setzt gültiges Leben. Er schenkt Freiheit durch Vergebung...Lernen ist die Praxis der Freiheit......Wer von Angst befreit ist, kann menschengerecht umgehen mit Gesetzen. (Besitz macht Angst!!)

Ebach:

Jes. 58: Warum fasten wir- und Du siehst es nicht?.........Rituelles und soziales Fasten unterscheiden lernen. Sich nicht rituell erniedrigen, sondern Erniedrigte aufrichten, dann bricht Gerechtigkeit hervor.... Fastenklage: Unrecht geißeln, Nackte bekleiden......Rituale, die zum Nachdenken bringen!......

Schröder:

Gleichnis vom Weinberg: Eigentlich ein ökonomischer Unfug! Hier wird Gewinn des anderen verbucht als eigener Verlust. (Neidfrage!)Anekdote: Gott trifft einen Russen und sagt: Du hast einen Wunsch offen, doch Dein Feind wird das doppelte bekommen! Darauf der Russe: Reiß mir ein Auge aus und dem anderen zwei!.....Im Gleichnis  ist eine Geschichte aufs Absurde getrimmt. Lohn und Leistung kommen nicht zur Deckung. Doch es gibt die barmherzige, die schenkende Gerechtigkeit. Denkbar eine Wirtschafts- ordnung der Güte? Eine solche Wirtschaftsordnung funktioniert nur unter der Idee des Verzichts: Klöster- Täuferbewegung-Hutterer. Sie leben bis heute von dem Bedürfnisprinzip...... (Irrtum von Karl Marx: Er träumte von einer Zukunft im Überfluß.) Das Bedürfnisprinzip aber funktioniert nur in kleinen Gemeinschaf- ten.Sonst geht das Prinzip der Freiwilligkeit verloren.. Es kommt zur Zuteilungsbehörde! Eine biblische Ökonomie für die Großgesellschaft gibt es nicht!... Aristoteles zur Frage: Soll allen Bürgern alles gemeinsam gehören?,

die Antwort: Jedem das Seine-doch Freunde teilen!

Arbeiten ist ein Bedürfnis wie Essem- erst essen-dann arbeiten. Dem andern helfen um Gottes Lohn!


China- Forum: Prof.  Prof. Pillath(Duisburg-Witten) - Müller (Sinologe, Köln)--Frau Wang (Kiel)

Napoleon: Laßt China schlafen, sonst wird es die Welt erschüttern! Heute erwacht China als Supermacht des 21. Jahrhunderts. Werden wir einen friedlichen Partner in China finden?. China zu verstehen, bleibt eine unbewältigte Aufgabe. Gelingt der Marsch der 1,3 Milliarden Menschen in die Modernisierung?? Maos Programm: Die Grundversorgung für alle klappte, doch sein rigoroses Programm verhinderte Mobilität im politischen Gegenkurs  zum Kapitalismus! Nach Mao Dilemma der Armut, tiefe Krise der Werte (moralisch und politisch)  1967 mit der Kultur-Revolution drohte China im Chaos zu versinken!  Langsame Entwicklung eines  neuen Konzeptes: Liberealisierung der Wirtschaft, doch unter strikter Kontrolle! Dabei bleibt die ländliche Bevölkerung noch lange unter Druck! Deutliche Gegensätze zwischen Stadt und Land. Seit dem 19. Jahrhundert nach Zusammenprall mit westlichem Imperialismus  ist China interessiert an eigener wirtschaftlicher Entwicklung. Zweifel an der eigenen Kultur durch Überlegenheit des Westens.

Heute ist China dynamisch und hochentwickelt. Doch dem Wirtschaftswachs- tum wird Natur geopfert! Enormer Ressourcen- Abbau! China wurde zuneh- mend zum Magnet für Investitoren. Fenster zur Welt geöffnet! Zentralregierung ist gezwungen, sich dem Standard der Welt unterzuordnen. Enormer Zustrom von Kapital in den Küstenregionen! Präsens des Auslands bringt große  Wert- verschiebungen. China muß in dieser Symbiose einen neuen Lebensstil ent- wickeln.Zwang  zum Wachstum-Zwang zum Wandel! Junge dynamische Kräfte dringen vor. Der korrupte Markt nimmt zu. Kluft zwischen Reich und Arm wird immer größer! Hochwachstum stößt an Ressourcen-Knappkeit. Reichtumssuche stört den sozialen Frieden. Welche Meßlatte ist anzulegen?

Doch im ländlichen Raum entwickelt sich eine Art Selbstverwaltung. Kein Verlangen zurück zum Maoismus! Länldicher Raum enorm heterogen! Positive Umverteilung des Bodenraums. Um 1980 Agrarreform.Männer wandern heute zeitlich begrenzt ab zum zusätzlichen Geldverdienen- ein Bein draußen-ein bein drinnen. Langsam kommt es zu neuen Existenzgründungen auf dem Land oder Fortzug in die Städte nach Verkauf oder Verpachtung. Arbeitsbelastung der Frauen steigt! Es gibt Dörfer nur mit Frauen, Alten Kindern, Gebrechlichen als Hinterlassenschaft des allgemeinen Aufbruchs!.

China liegt im Wettlauf mit der Zeit. Die neue technische Entwicklung öffnet Riesenmärkte. Noch findet die chin. Regierung kein geeignretes Kontroll-system bei den anwachsrenden Freiheiten über die schwer  zu kontrollierende Medienlandschaft. Man hat die Mao-Bibel abgelöst durch die Volksbefrei- ungszeitung, der einzigen staatlichen Presseagentur, die sich aiuch schon in Hongkong etabliert hat. Inzwiscchen wird der Lebens- und Bildungsstandard immer höher. Wie wird sich für ganz China die Rückgabe Hongkongs aus- wirken?? Noch nicht wirklich abzusehen!

In China 600 Millonen Frauen. Auf dem Land gelten Mädchen bis heute als verlorene Investition, wie weggeschüttetes Wasser. Das ändert sich zunehmend in den Städten. da bedeutet der Bub Stolz und das Mädchen Glück!! ( Es bleibt den alten Eltern treu)  Die kleinen "Kaiserinnen" werden sehr verwöhnt. Mädchen bleiben lange kindlich mit hoher Stimme und in großer Zurückhaltung. Heute allerdings nimmt die Orientierung an westl. Frauenkultur zu! Große Verantwortung trägt die doppelbelastete berufstätige Frau. Da sackt mit der Stimmung auch ihre Stimme ab!!!!  Ältere Frauen, die nicht in Verpflichtungen steckenbleiben,erleben bewußt einen zweiten Frühling, verjüngen sich durch Garderobe und Schminke, sind gut drauf, tanzen .,lassen ihre Männer Beifall klatschen. Sie heißen im neuen China die Tigerinnen!!!

DI-Tai (ein Pfarrer) Alles verändert sich in China. Davon bleiben Christen nicht unbeeinflußt. Der Überturm der Ökonomie führt zum Mammoismus. Gott oder Mammon, die uralte Frage? Lernen ist die Praxis der Freiheit!. Der Christ als Salz der Erde? Salz nicht nur gut als Speisewürze, auch als ein Mittel zur Fäulnis- verhütung??

Forum: Globalisierung des Marktes

Ullrich v. Weizsäcker: Vorteil für alle? Erweiterung des Horizontes ist gut, erin Land , das eingebunden ist, wird den Nachbarn nicht überfallen. Aber: Wohlstand wird weniger fair verteilt. Spreizung zwischen Reich und Arm! Marktdynamik allein würde ohne Moral böse enden. Ungebremster Markt bringt große Probleme in Richtung iAusbeutung der Naturschätze, Artensterben, Vereuchung der Landschaft. Bis 1990 war die Welt durch Wettbewerb der Ideologien gekennzeichnet. Der Markt mußte sich demo- kratisch zügeln lassen! Heute sehr wichtig eine weltweite Vernetzung von Organisationen als Gegenkräfte: Greenpeace, Rat der Kirchen, Pro Asyl usw.Wir müssen weltmachtunabhängige Gebiete der Wirtschaft entdecken, wie Tauschringe, Dritte-Welt-Läden....Subventionen müssen zurückgrefahren werden, ebenso alle Steuerbefreiung für Autos! Standards müssen völkerrechtlich durchgesetzt werden. Es gilt,  ein System globaler Politik gestalten. (Über starke Uno oder Vereinte Nationen?) Globalisierung nicht als Heilslehre verkaufen! Globalisierung heißt Öffnung. Dabei muß der Wert menschlicher Arbeit Vorrang haben vor Gewinn! DieHerausforderung der Globalisierung: Schonung der Natur - der Wert menschlicher Arbeit!

Mit dem Ende der geteilten Welt sind 2,5 Milliarden Menschen in den Weltmarkt eingetreten. Unsere Monopolstellung ist gestört. Immer deutlicher der Widerspruch zwischen Moral und Wirtschaft.

Dr. Telschik:  Durch Glabalisierung Eintritt in die zwete Moderne!. Man höre: Christentum hat immer auf Globalisierung gesetzt! Wir sind jetzt eine Welt geworden1 Globalisierung bringt steigendes Wachstum für alle und hilft den Schwellenländern.   ( Dazu Gegenbeispiele einer indischen Professorin!!)

Konrad Raiser:

Globalisierung war ohne unsere technische Revolution nicht denkbar. Öffnung für alle. Überwindung von Autarkie?  Globalisierung als Chance für USA- Eu- und Asien? Der Rest der Welt bleibt außerhalb der Triade! Fördert Globalisierung die Zusammenarbeit der vereinten Nationen? Uno das einzige System demokrtischer Kontrolle. Nur Deutschland hat einen diesbezüglichen Antrag nicht unterschrie- ben!!!!!! Globalisierung ist Realität, nicht Ideologie! Seit den 70ger Jahren Globalisierung der Kapitalmärkte.Globalisierung braucht eine internationale Ordnungssprache:Vereinte Nationen??? Daneben wichtig die globale Bürgergesellschaft. Zivilgesellschaft muß aktiver werden. Wir brauchen Allianzen, (z. B. Ökumene), kritische Alternativen, die Schwachen zu schützen!! Globalisierung nicht dämonisieren,  aber wir brauchen Kontrolle!!!!! 

Feierabendmahl

Turmbau-Kantate, wunderbar inszeniert! Aus dem abgebauten Riesenturm wurde ein langer Altar mit  Kerzen, Wein und Brot für alle! Eine Geschichte zum Umdenken. Keine Bestätigung des Status - quo! Das ist doch kein Leben

in Turmlandschaften!! Gott stört die Symbole von Einheit. Er will Vielfalt statt Einheit. Sprachverwirrung schützt vor Illusion. Eine Geschichte der Befreiung.Es gilt, Spielräume zu entdecken ohne Hindernis, Visionen bekommen Raum.

In diesem Gottesdienst die Aussendung von  30 Delegierten zur Vollversamm- lung des Ökumenischen Rates der Kirche 1998 in Harare (Zimbabwe) Alle bekamen ein weißes Schultertuch umgehängt mit der Kirchentagslosung: Auf dem Weg der Gerechtigkeit ist  Leben! Und hier die Aussendungsworte: 

Geht den Weg nach Harare

geht ihn in der Kraft, die Euch gegeben ist.

Geht einfach, geht behutsam.

Seid dort mit offenen Augen und Ohren

und mit einem offenen Herzen.

Kommt zurück, um Eure ökumenischen Erfahrungen

mit uns zu teilen.

Gottes Geist geleite Euch!


Forum: Juden-Christen-Golhagen

Prof. Brumlik (Heidelberg) Prof. Stöhr  (Siegen) und Zeitzeugen

Erinnern und Gedenken. Juden leben in einer Kultur der Erinnerung. Ohne Vergangenheitsbezüge gibt es keine individuelle Erinnerung. 

Im Gedenken beziehen wir uns auf eine Vergangenheit ohne uns.

Wir versuchen, festzuhalten, aufzuschreiben, Wir gedenken in Form von Siegessäulen, Pyramiden, Momente des Triumphes und meistens tendenziös!. Es gibt auch ein Gedenken im Sinne von: Zuverlässig erinnern, Zusammen- hänge stiften. Gedenken ist zentrale Aufgabe der Religionen.

Gedenken steht in einem schwierigen Verhältnis zur Wissenschaft, zu  ihrer Theoriebildung und wissenschaftlichen Erklärungen. Öffentliches Gedenken hat etwas Künstlich-Erzwungenes.(Stöhr) Anfrage an Herzogs Vorschlag, den 27. Jan. (Befreiung vonAuschwitz durch die Rote Armee) zum Gedenktag zu erklären. (Das hat ein gebrochenes Element) Kohl bevorzugt die Pieta von Käthe Kollwitz als Mahnmal  für den 8. Nov, Doch sie wird Auschwitz nicht gerecht als christliches Symbol!

Erinnern- Gedenken- Trauern. Kann man trauern über fremdes Leid? Wie machen wir die emotionale Ebene erlebbar? Alle Erinnerung ist ambivalent.

Was geschieht mit uns, wenn wir uns erinnern? Es gibt ein individuelles und ein kollektives Erinnern. Erinnerung muß Veränderung bewirken. Zum Erinnern gehört Trauern als ein spontanes Gefühl. Jeder Vergangenheitsbezug muß eine gefühlsmßige Komponente haben, (Auch eine Anfrage an die Historiker mit ihrer wissenschaftlich geprägten Art der Aufarbeitung.)

Goldhagen hat eine nicht-wissenschaftlich-historische Sicht. Mommsen schreibt noch in Verdrängungszusammenhängen, Goldhagen stellt die Frage nach Schuld und Verantwortung im konkreten Zusammenhang mit der Einzigartigkeit des Geschehens in Auschwitz, diesem ungeheueren Zivilisationsbruch. Das leugnet nicht anderer Länder Schuld, doch es gibt keine Relativierungs möglichkeit bei diesem Verbrechen.  Eliminatorisch bedeutet Ausgrenzung.Goldhagen meint die soziale Ausgrenzung, die zu einer mörderischen wurde. Das haben viele Deutsche in der antijüdischen Tradition nicht zeitg erkannt. Kardinal Faulhaber: Über Juden spreche ich nicht. Zwischen ihnen und mir ist im Tempel der Vorhang gerissen.  Dibelius, Wurm, Niemöller waren im Herzen von ihrer lutherischen Tradition her Antisemiten trotz ihrer menschlichen Züge der Hilfsbereitschaft gegenüber einzelnen Juden. Man nahm den mörderischen Antisemitismus zu spät wahr. Deutschland war extem gleichgültig und ließ sich trimmen auf Denunziation.  Juden waren nicht getauft. Das war der Grund der Verachtung! Es war Bonhoeffer, der schon 1933 Barth anmahnte, gemeinsam etwas zu tun gegen die Judendiskriminierung. Später plädierte er für eine 7. Barmer These gegen den Arier-Paragraph. Karl Barth: Die Judenfrage ist noch nicht zentral! Er war der Kurzsichtigere!  Ein Zuhörer meldete sich zu Wort: Ich glaube, daß  die katastrophale Entwicklumg in den Köpfen der oberen Bürgerschicht  ihren Anfang nahm , im festgefahrenen Denken der Intelligenz. Wir kleinen Leute

im Arbeiter-Milieu hielten länger zu den Juden, die unsere Nachbarn und Freunde waren!

Goldhagens Buch weist zweifelsfrei auch Schwächen auf inder  Genauigkeit der Recherche, doch es ist, wie die Wehrmachts aus stellung eine wichtige Zeitauseinandersetzung für die Deutschen.

Lyrik-Wettbewerb 

Kirchentag 97 in Leipzig


Die Stimme der Gerechtigkeit


zwischen den Stimmen

hinter der Stirn

die Stimme des Engels

der Gerechtigkeit


dich zu drängen

auf den Weg den

einen Weg des Lebens

in Gerechtigkeit


daß du neu anstimmst

gegen den Tod

das helle Lied vom Sieg 

des Gerechten


daß du Schritte wagst

Hand in Hand

mit dem Engel

der Gerechtigkeit


Auf dem Weg der Gerchtigkeit ist Leben

aber bööser Weg führt zum Tod

                                           Sprüche 12,28


Wo  sind  sie

wer kennt sie

wer nennt die Namen

der Gerechten unserer Tage

um deretwillen

die Welt weiterbesteht

die wenigen

die aufrecht gehen

die gerade stehen

für das Gelingen

einer Zukunft in Gerechtigkeit


wo sind sie

wer kennt sie

die wenigen

die Motor sind

eines Zuges heraus

aus Ungerechtigkeit

aus Torheit aus Blindheit

aus todbringendem Tun



1995 Hamburger Kirchentag im Regen


Ja, der Himmel prasselte auf die Erde während des Kirchen-

tages 1995! Er prasselte über die Stadt, über die Hallen, Kir-

chen und Tagungsräume. Regen vom Himmel im doppelten

Sinn des Wortes: Jede Menge Bibelarbeiten, Gottesdienste, 

Vorträge, kontroverse Diskussionen, Demos für Asylanten 

und Arbeitslose und Bewahrung der Schöpfung. Daneben

Kunst, Musik und Tanz. Die Sonne machte sich rar bei den

Versuchen einer neuen protestantischen Standortbestimmung!

Ich tauchte mit ein in das himmlische Naß, ließ mich inspirie-

ren, anmahnen und auch verärgern. Das gehört dazu. 

Eine Attraktion immer wieder der Markt der Möglichkeiten 

(über 500 Stände mit Aktivitäten engagierter Bürger rundum

im Land.) Da gab es Blicke über den Zaun deines bisherigen 

protestantischen Horizontes.Und über allem die Losung des

Kirchentages:   Es ist Dir gesagt, Mensch, was gut ist- 

als Anfrage und Tenor aller Vorträge. Kirche angefordert als 

Brückenbauer aus  politischen, gesellschaftlichen und ökolo-

gischen Krisen. Erzbischof Kivit aus Estland: Kirche ist uni-

versal hilfreich! Ist sie das? Holt sie heraus aus dem erbar-

mungslosen Materialismus unserer Zeit? Ich erlebte eindring-

liche Bibelarbeiten, überfüllte Hallen bei R.- von Weizsäcker

und Jörg Zink, einen sehr nachdenklich-spritzigen Vortrag von

Pfarrer Schorlemmer, mitreißend- erstaunliche Bekentnisse 

von Reinhard Höppner, eine anmahnende Antje Vollmer. 

Daneben stand ein Vortrag von Prof. Trojan aus Prag zur Ost-

West-Beziehung und Vertiefungen des christlich-jüdisch-palä-

stinensischen Dialogs. Weitere Diskussionsrunden: Leben mit

verwundetem Glauben und Glauben in unübersichtlicher Zeit.

Wie umgehen mit der Tendenz zur Beliebigkeit auf dem Hinter-

grund der eindeutigen Kirchentags-Losung? Fragen über Fragen!

Wohltuend die Ruhepausen in gastfreundlichen Familien, der 

Austausch mit Freunden quer durch den Tag!  Spannende Ge-

spräche auch im Essenszelt bei Eintöpfen mit Tischnachbarn aus

Bulgarien und England und in der U-Bahn ein Talk mit zwei 

irischen Frauen. Frage: Was bedeutet für Sie der Kirchentag? 

Meine Antwort: Eine Begegnung wie damals zu Pfingsten in 

Jerusalem, Verstehen (und vielleicht auch Stottern) in vielen 

Sprachen und Zungen!  Und ganz zum Schluß diese Bitte im 

Abendgebet zur Sache: Laß die Erinnerung an diese Tage starke

Arme haben, guter Gott!